Liebes Tagebuch – wie is ein ganse Kindmenschgarten gefindet haben tu

Is schon bissi verwunderbar, dass Neues auch in Altem drin sein können tut: Hab is gedenkt bei mis, dass wenn is wo gewest bin und gekuckst hab und überall hingeriecht haben tu, dass is dann alles entdeckt haben tu, was geht. Is aber nis so, tu is jetzt wissen. Bin is heute in ein von mein Walde Gassi gegeht mit die Jolie, die wo mein allerliebste Hundefreundin is und mit die Frausen und mit die Theresa, die wo die Frausen von die Jolie is. Da hab is merken getut, dass is in mein Wald was haben tu, heißt „Kindgarten“. Is ein Platz zwischen die Bäume, die wo nach Menschen riechen tut. Is mis vorher noch nie nis aufgefallt. Und is nis plötzlis da, also für mis heute schon, aber nis ristis plötzlis, weil, die Geruch tut mis sagen, dass die Platz schon bissi lange da is. Hab is ein ganse Kindmenschgartenplatz überseht, obwohl is schon siebzis dreißis Mal genau da langgelauft bin. Tu is nis verstehen in mein Kopf, wie mis das passiert sein kann, weil, bin is doch ein Superfindehund, die wo alles entdecken tut.

Dass Tiffi den Waldkindergarten erst heute bemerkt hat, liegt daran, dass sich bisher immer Kinder dort aufhielten, wenn wir vorbeikamen. Da haben wir einen großen Bogen um das Areal gemacht, denn zu Kindern läuft Tiffi grundsätzlich hin und will mit ihnen spielen und Bussi geben – aber leider haben viele Kinder Angst vor Hunden, selbst vor so einem kleinen, lieben Kerl wie Tiffi. Heute aber war der Platz kinderlos verwaist …

Mit die Wort Kindgarten hab is was erfahrt, was mis gans neu gewest is: Kindmenschen tun anscheinend in ein Garten wachsen mehr so wie Blumen und nis wie Hunde aus die Bauch von die Mama kommen.

Ich war immer schon der Meinung, dass „Kindergarten“ wirklich ein sehr merkwürdiges deutsches Wort ist! Herr Fröbel hat es ja durchaus positiv und gut gemeint, aber die Ethymologie erschließt sich eben nicht ohne seine Erklärung: „Eine solche Offenbarung nenne ich zum Beispiel den mir im Frühling 1840 auf einer Wanderung von Blankenburg nach Keilhau zwischen dem alten Schlosse und Klein Gölitz gekommenen Namen Kindergarten; Garten = Paradies also Kindergarten = das den Kindern wieder zurück zu gebende und gegebenes Paradies.“ (BlM XXIII, 17, Bl. 50)

Hab is mis gans genau umkucksen getut bei die Kindmenschgartenplatz, aber is kein Kindmensch nirgendwo da gewachst. Aber is ja jetzt auch die Winter da, da tun Blumen ja auch nis wachsen, also draußen mein is. In die Zimmer, da tun Blumen auch in die Winter wachsen, weil, in die Zimmer von ein Haus is nis kalt. Ob Menschen auch in ein warm Zimmer von ein Haus in die Winter wachsen tun? Klingts komisch, aber is vielleicht so?

Da bei die Kindmenschgartenplatz is ein Ding gewest, heißt „Wippe“. Is eigentlis ein Baum ohne was dran, also die Stamm von ein Baum, die wo auf ein andre Baumstamm draufliegen tut. Hab is kein Ahnung, warum die Menschen zwei Bäumestamme, die wo auf die Boden rumliegen tun, noch ein Namen dazu geben, weil, Bäumestamme tut eigentlis doch völlis reichen.

Is schon bissi schwieris mit die Menschen und ihr Worte, weil, Wippe is die Ding mit die Bäumestamme und Wippet is ein Rasse von ein Hund, also was gans andres.

Tiffi spricht (noch) kein Englisch, er kann nicht wissen, dass es „Whippet“ heißt.

Ob die Wippethunde mit die Wippe zusammenhängen tun? Aber wie, weil, auf die ganse Kindmenschgartenplatz is überhaupts kein Wippethund gewest, ehrlis! Tu is auf jeden Fall jetzt in mein Augen behalten, die Kindmenschgartenplatz und die Wippe und immer kontrillieren, wenn is vorbeikommen tu, ob schon Kindmenschen wachsen oder ob is Wippethunde sehe, die wo rumlaufen tun. Das is, was heute gewest is, liebes Tagebuch. Bussi, Tiffi