Heute is so ein Tag gewest, da wo einen sein Leben überraschen tut. Weiß is jetzt nis, ob du, liebes Tagebuch, so Tage kennen tust, aber bei mis tun die manchmal passieren, so wie heute: Bin is Gassi gegeht mit die Frausen und die Herrsen bei die Wasser, wo gans viel Wiese drumrum sein tut. Die Frausen und die Herrsen sind mit Absicht genau dahin gegeht, weil, da sind nis viel Bäume. Bäume sind an sis ja gans prima, aber nis, wenn Wind is und heute hat gans voll viel Wind wehen getut. Wenn is nis ristis gesteht bin, dann hat die Wind mein ganse Fell mitsamt die Ohren gegen die Richtung gestellt, so viel Wind is gewest! Is doch ixtrem merwürdis, dass mein Fell ein Richtung haben tut, tust du doch auch finden, liebes Tagebuch, oder? Die Richtung von mein Fell tut von die Kopf zu die Schwanz nach hinten gehen. So rum is ristis, darum tut es auch „Richtung“ heißen, weil, „Richtung“ kommt von ristis. Andersrum, also vom Schwanz zu die Kopf nach vorne hin is nis ristis – tut vermutlis „Nisrichtung“ heißen oder „Falschung“, weil nis ristis ja falsch sein tut. Klingts komisch, is aber so, glaub is.
Tiffis Ethymologie ist sehr überzeugend. Was kann er dafür, dass es hier weniger um „Richtung“ geht als um „mit bzw. gegen den Strich“?
Aber eigentlis wollte is ja von die Überraschung erzählen, die wo mis mein Leben gemacht haben tut. Also, das is so gewest: Die Frausen und die Herrsen haben heute bei die Maria in die Eichwald Gassi gehn wollen. Is gans prima da, auch wenn is die Maria noch nie nist da getrefft haben tu. Is schon bissi merkwürdis, wos doch die Maria ihr Wald sein tut. Und is bin fei schon oft da gewest! Aber Maria da oder nis da, heute sind wir auf jede Fälle nis da gewest, weil, is gefährlis in ein Wald wenn Wind is. Tut die Wind nämlis die Bäume, die wo in ein Wald stehen, so schütteln und dann tun die Bäume mit Äste schmeißen. Kann man totsterben als ein klein Hund aber auch als Mensch, wenn einem so ein geschmeisste Ast auf die Kopf fallen tut! Hoffentlich tut die Maria das wissen mit die Astschmeißgefahr und tut heute nis in ihr Wald gehen!
Tiffi ist einfach ein unglaublich soziales Wesen – er macht sich sogar Gedanken um „Maria“. Das muß ich ihm mal in Ruhe erklären, dass Maria in diesem Fall die Muttergottes ist und der Maria-Eich Wald nach der Kirche benannt ist, die man um ein wundertätiges Marienbild erbaute, das in einer hohlen Eiche steckte.
Is, die Frausen und die Herrsen sind dann also zu die Wasser mit ohne Bäume gegeht, und dann hat die Frausen ihr Händi plötzlis klingeling machen getut. Das tut die Händi immer, wenn wer mit die Frausen reden will mit ohne da sein. Und dann hat die Frausen lachen getut und dann sind die Frausen und die Herrsen nis weitergegeht. Sind einfach so stehen gebleibt und haben warten getut. Is hab die Zeit benützt und hab gans genau überall hingeriecht und überall Pipi gemacht, damit alle andre Hunde, die wo noch kommen tun, gleich wissen, dass is schon da gewest bin. Bin is grade so fertis gewest, da hat die Frausen zu mis sagen getut: „Schau mal, wer da kommt!“ Hab is natürlis sofort gans genau gekuckst, aber nists gesteht. Hab is schon gedenkt bei mis, dass mis die Frausen bissi verarscht haben tut, was meint, dass die Frausen was sagen tut, was gelügt is, aber nis für Böse, sondern wegen die Spaß. Tut die Frausen nämlis manchmal mit mis machen, weil, wenn is meinen tu, dass wer kommt, tu is mein Ohren hochmachen und ixtrem intinsiv kucksen und genau das Gesicht, die wo is dann machen tu, tut auf ein Foto gut ausschauen, findet die Frausen. Brauchst du dis kein Sorgen machen, liebes Tagebuch: Auch wenn „Arsch sagen“ total verbietet is, weil, is nis höflis, is aber „verarschen sagen“ total erlaubt, weil, is ja wegen die Spaß, nis wegen die Wutschimpfen. Klingst komisch, is aber so!
Na ja, „verarschen“ ist kein wirklich schönes Wort, andererseits, welches Wort sollte Tiffi stattdessen benutzen? Verulken? Veralbern? Klingt reichlich antiquiert! Und so lange er kein Schimpfwort daraus macht, ist es ja in Ordnung!
Diese Mal is aber kein Verarschung gewest, stell dis vor, liebes Tagebuch, da is plötzlis die Jolie daher gelauft, die wo mein allerbeste Hundefreundin is. Und die Theresa und die Tom, die wo ihr Frausen und ihr Herrsen sein tun, die hat die Jolie gleich mitgebringt! Hab is mis da gefreut, kann is dis sagen und die Jolie auch und die Frausen und die Herrsen und die Theresa und die Tom! Das is ein einzige große Haufen voll mit Freude gewest! Dabei is die Jolie heute bei die Theresaoma gewest, weil, hat die Theresaoma Geburtstag, und da hat die Jolie natürlis gratiliert. Und weil die Theresaoma feiern getut hat, hat die Jolie heute nis mit mis in ein Rudel Gassi gehn können. Eigentlis. Und uneigentlis is es dann doch gegeht, weil, wie die Feier aus gewest is, is die Jolie mit die Theresa und die Tom in ihr Zauberdings gesteigt.
Für Tiffi ist ein Auto ein Lebewesen, er nennt es „Zauberdings“.
Die haben gedenkt, dass die Zauberdings sie zum Gassi gehn zu die Mauer von die Schloss bringt. Hat die Zauberdings aber nis machen getut, sondern hat sie bei die Wasser mit die Wiese drumrum rausgelasst. Is tu ja glauben, dass die Zauberdings von die Jolie und mein Zauberdings valiebt sind, was meint, dass die sis lieb haben tun. Und weil die valiebt sind, hat die Jolie ihr Zauberdings mein Zauberdings gesucht und gefindet. Wenn man valiebt is, tut man nämlis mit die andre verbindet sein und wenn man verbindet is, tut man sis immer finden! Die tun gans sicherlis valiebt sein, weil, die Zauberdings von die Jolie hat sis nämlis gans nah neben mein Zauberdings gestellt! Hab is genau geseht, wie is mit mein Rudel von die Gassi gehn zurückgekommt bin!
Nach Tiffi hat uns also die Liebe zwischen zwei Autos heute zusammengeführt. Tatsächlich wollten Theresa und Tom nach den Geburtstagsfeierlichkeiten in Olching eigentlich zur Schlossmauer nach Nymphenburg fahren, gerieten trotz oder auch wegen des Navis etwas in die Irre und entschlossen sich dann spontan, ihren Spaziergang am Lusssee zu machen, als dieser in Sicht kam. Auf dem Parkplatz entdeckte Tom sofort unser Auto, Theresa rief an und so kam zusammen, was zusammen gehört: Unser großes Rudel! Allerdings: Wir hatten nichts vereinbart, sind zu Zeiten unterwegs gewesen, zu denen wir sonst nicht Gassi gehn, wollten eigentlich gans woanders hin und waren dann just zur gleichen Minute am gleichen Ort? Vielleicht ist die Erklärung mit den verliebten Autos doch logischer!
Is gans megaoberprima gewest, Gassi gehn mit große Rudel, weil, is viel mehr lustis von die Wind mit die Jolie zusammen verweht werden, als wie alleine. Is so, wenn man Freund mit wem is, is dann alles viel mehr schön mit dem als wie ohne! Hab is mit die Jolie ein Superriesenloch in die Sand gegrabt, is gans große Arbeit gewest und total intrissant.

Um diese Jahreszeit liegen die Spielplätze verwaist, und da dürfen die zwei sich im Sand nach Herzenslust austoben. Warum auch nicht? Sie stören niemanden und natürlich hinterlassen wir den Sand sauber und ohne Pipi oder Wurschti! Jolie und Tiffi sind schließlich Hunde, keine Katzen!

Hab is natürlis auch wieder ein tolle Sache gefindet, weil, bin is ja ein Superfindehund! Diese Mal is es ein lange Dings gewest, die wo gans viel weiß und bissi schwarz gewest is. Is einfach so in die Gras rumgeliegt. Is nis wirklis für was gut, kann man nis mit spielen und auch nis drauf rumlaufen tun, is aber is trotzdem ein prima Findung von mis!

Und dann hab is ein gans neue Tier getrefft, heißt „Ferd“. Die Ferd hat ein Fell als wie is und vier Beine und zwei Ohren und lange Haare an sein Schwanz und hat auch ein Frausen an die Ende von sein Leine, aber die Ferd is trotzdem kein Hund nis. Hab is gans genau geriecht, die Ferd is von ein andre Art, die wo is noch nie nist vorher geseht hab und wo is die Name leider nis wissen tu. Macht aber nists, weil, kann ja nis jeder von der Art ein Hund sein, muß auch andre Arten auf die Welt geben, als wie Miezekatze, Vögelsen, Ku, Re, Mensch oder eben die Art, die wo die Ferd is. Is hab die Ferd Bussi gegebt und die Ferd hat mis Bussi gegebt und jetzt hab is ein Freund, die wo Ferd heißt.
Tiffis Freund heißt nicht Ferd, er ist ein Pferd! Tiffi war auf meinem Arm ganz aufgeregt und hat erst Ruhe gegeben, als „Ferd“ ihm seinen Kopf entgegenstreckte und sie Bussis auf Maul und Schnauze tauschten! Das war so niedlich wie überraschend, so dass wir diesen Moment der Artenverständigung leider nicht in einem Foto festhalten konnten. Aber es ist genauso gewesen, Ehrenwort!

Das is, was heute gewest is, liebes Tagebuch. Bussi, Tiffi